Der Turbo-Wahlkampf ist im Endspurt. Am Sonntag wird in Brandenburg rund fünf Monate nach der Landtagswahl schon wieder gewählt: Die vorgezogene Bundestagswahl wird mit Spannung erwartet. Einige Zahlen und Fakten:
Wie viele Brandenburgerinnen und Brandenburger dürfen wählen?
Rund 2,03 Millionen Menschen sind wahlberechtigt, wie Landeswahlleiter Josef Nußbaum mitteilte. Das ist etwas weniger als in Berlin mit 2,43 Millionen Menschen. Rund 54.000 junge Leute wählen zum ersten Mal in Brandenburg einen Bundestag.
Wie viele Parteien treten an?
In Brandenburg sind 12 Parteien mit eigener Landesliste dabei: SPD, AfD, CDU, FDP, Grüne, Linke, Freie Wähler, Die Partei, Volt, MLPD, Bündnis Deutschland und BSW.
Wie viele Stimmen haben die Wählerinnen und Wähler?
Jeder Wähler und jede Wählerin hat zwei Stimmen: Die Erststimme geht an einen Direktkandidaten der 10 Wahlkreise. Mit der Zweitstimme, die entscheidend für die Sitzverteilung im Bundestag ist, können die Wähler Landeslisten der Parteien ankreuzen. Als Entscheidungshilfe zum Vergleich eigener Positionen gibt es den Wahl-O-Mat, aber auch den «Party-Check», den der Potsdamer Politikforscher Jan Philipp Thomeczek mitentwickelt hat.
Wie viele Bewerberinnen und Bewerber gibt es?
In Brandenburg treten 132 Kandidatinnen und Kandidaten an, 100 weniger als vor etwa vier Jahren. Als Direktkandidaten gehen 85 Männer und Frauen ins Rennen, auf den Landeslisten bewerben sich 107 Bewerber und Bewerberinnen. 60 Kandidaten und Kandidatinnen treten sowohl auf einer Landesliste als auch in einem Wahlkreis an. Rund 28.600 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer sind rund um die Wahl ehrenamtlich aktiv.
Warum kann es für Briefwähler eng werden?
Für die Briefwahl stehen nur zwei statt sechs Wochen zur Verfügung. Der Landeswahlleiter empfahl, die Unterlagen in den Briefkasten der Gemeinde zu schmeißen oder Briefwahl vor Ort zu machen. Wer sie per Post senden wollte, sollte sie laut Nußbaum spätestens am Dienstag abschicken.
Welche Wahlkreise sind besonders spannend?
Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren gewann die SPD in Brandenburg alle zehn Direktmandate. Diesmal gilt es nicht als ausgeschlossen, dass viele Wahlkreise direkt an die AfD gehen könnten. Der Landesverband wird vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft.
Im Wahlkreis 57 (Uckermark – Barnim I) geht für die SPD der Sprecher der SPD-Landesgruppe, Stefan Zierke, ins Rennen. Für die AfD tritt Hannes Gnauck, Bundesvorsitzender der Jungen Alternative an, die sich auflöst. Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet sie als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung. Für die CDU geht Landeselternsprecherin Ulrike Mauersberger ins Rennen. Für die Grünen bewirbt sich der Parlamentarische Wirtschaftsstaatssekretär Michael Kellner.
Im Wahlkreis 60 (Potsdam – Potsdam-Mittelmark II – Teltow-Fläming II) tritt SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz unter anderem gegen Grünen-Außenministerin Annalena Baerbock und die frühere FDP-Landeschefin Linda Teuteberg an.
Im Wahlkreis 61 (Brandenburg an der Havel – Potsdam-Mittelmark I – Havelland III – Teltow-Fläming I) bewerben sich unter anderem die SPD-Bundestagsabgeordnete Sonja Eichwede, Ex-CDU-Landeschefin Saskia Ludwig, der erste hauptamtliche AfD-Bürgermeister von Brandenburg, Arne Raue aus Jüterbog, und FDP-Generalsekretär Matti Karstedt.
Im Wahlkreis 64 (Cottbus – Spree-Neiße) gehen unter anderem die Bundestagsabgeordnete Maja Wallstein für die SPD und der Ex-Landtagsabgeordnete Lars Schieske für die AfD ins Rennen, den der Verfassungsschutz als rechtsextremistisch einstuft. Die Grünen haben auf eine eigene Kandidatur verzichtet, um Wallstein zu unterstützen.
Was hat sich wegen der Wahlrechtsreform geändert?
Die Zahl der Mandate im Bundestag wird auf 630 begrenzt, über 100 weniger. Dafür fallen Überhang- und Ausgleichsmandate weg. Wegen der Wahlrechtsreform ziehen die siegreichen Wahlkreis-Direktkandidaten nicht automatisch in den Bundestag ein: Sie bekommen nur ein Mandat, wenn ihre Partei genug Zweitstimmen bekommt, sonst geht der Wahlkreis leer aus. Gegenüber der Wahlkreiseinteilung 2021 wurden für Brandenburg die Wahlkreise 62 und 65 neu abgegrenzt. Lübbenau/Spreewald gehört nun zum Wahlkreis 65, nicht wie vorher 62.
Wann werden die Ergebnisse der Bundestagswahl bekannt?
Prognosen zum bundesweiten Abschneiden der Parteien gibt es um 18.00 Uhr. Die Daten für Brandenburg werden danach sukzessive veröffentlicht. Der Landeswahlleiter hofft auf ein vorläufiges Ergebnis für Mitternacht. Erst am Montag soll feststehen, welche Kandidaten tatsächlich in den Bundestag einziehen - auch wenn sie den Wahlkreis gewonnen haben.
Wie ging die Wahl 2021 in Brandenburg aus?
Die SPD war vor weniger als vier Jahren mit 29,5 Prozent der Zweitstimmen die stärkste Kraft auch in Brandenburg, gefolgt von der AfD mit 18,1 Prozent. Dahinter kamen die CDU mit 15,3 Prozent, die FDP mit 9,3 Prozent, die Grünen mit 9,0 Prozent und die Linke mit 8,5 Prozent.