Wie Prokrastination Lernerfolge verhindert und welche Strategien wirklich helfen

Foto von Dr. Stefan Schrumpf

Prokrastination ist ein Phänomen, das viele kennen: Wichtige Aufgaben werden vor sich hergeschoben, der Druck wächst, und am Ende bleibt nicht genug Zeit, um wirklich gute Ergebnisse zu erzielen. Es ist ein Verhalten, das nicht nur stressig, sondern auch kontraproduktiv ist. Doch es gibt Wege, diesen Kreislauf zu durchbrechen und das eigene Lernen auf ein neues Level zu heben.  

Prokrastination: Eine Frage der Überforderung  

Das Aufschieben von Aufgaben ist selten das Resultat von Faulheit, oft sogar das Gegenteil. Eine zentrale Rolle spielt nämlich das Gefühl von Überforderung, aufgrund zu großer oder komplexer Ziele. Aufgaben erscheinen oft so unübersichtlich, dass der erste Schritt unmöglich wirkt. Hinzu kommt die Angst vor möglichen Fehlern, die den Start zusätzlich blockiert.  

Statt produktiv zu sein, widmen sich viele vermeintlich sinnvollen Ablenkungen: der Schreibtisch wird aufgeräumt, Mails werden sortiert, und plötzlich ist der Tag vorbei, ohne dass ein Fortschritt erkennbar ist.  

Klarheit schaffen: Warum Ziele so wichtig sind  

Ein wichtiger Ansatzpunkt, um Prokrastination zu überwinden, ist die Zielsetzung. Ziele sollten klar, spezifisch und erreichbar sein. Hier hilft das SMART-Prinzip:  

Spezifisch: Was genau soll erreicht werden?  

Messbar: Woran lässt sich der Fortschritt erkennen?  

Attraktiv: Warum ist das Ziel wichtig?  

Realisierbar: Ist es realistisch, das Ziel zu erreichen?  

Terminiert: Bis wann soll das Ziel erreicht sein?  

Ein Beispiel: Statt sich vorzunehmen, „mehr zu lernen“, könnte das Ziel lauten: „Täglich von 18 bis 19 Uhr eine Zusammenfassung der heutigen Vorlesung schreiben.“ Solche präzisen Vorgaben erleichtern den Einstieg und schaffen Struktur.  

Strategien gegen das Aufschieben  

Die Macht des kleinen Schrittes: Große Aufgaben wirken oft erdrückend. Das Aufteilen in kleine, machbare Schritte kann Wunder wirken. Ein erster Erfolg – auch wenn er klein ist – motiviert und erleichtert den nächsten Schritt.  

Fünf Minuten, die den Unterschied machen: Der Einstieg ist oft die größte Hürde. Eine bewährte Methode ist es, sich zunächst nur fünf Minuten mit einer Aufgabe zu beschäftigen. Oft führt das zu einem Flow, der länger anhält.  

Ressourcen nutzen: Persönliche Stärken und vorhandene Fähigkeiten werden oft unterschätzt. Eine bewusste Reflexion über eigene Kompetenzen kann dabei helfen, Selbstvertrauen aufzubauen und gezielt voranzukommen.  

Emotionen und Gruppendynamik als Erfolgsfaktoren  

Neben klaren Zielen und effektiven Strategien spielen Emotionen eine entscheidende Rolle. Positive Gefühle wie Neugier oder Stolz auf kleine Erfolge können den Antrieb stärken. Gleichzeitig können Gruppenformate, in denen Lernende ihre Erfahrungen und Fortschritte teilen, zusätzliche Motivation bieten.  

Studien zeigen, dass gemeinsames Lernen die Erfolgschancen erhöht. Der Austausch in der Gruppe schafft nicht nur ein Gefühl der Verbindlichkeit, sondern auch Inspiration, die oft fehlt, wenn man allein vor sich hin arbeitet.  

Prokrastination ist kein Schicksal  

Der Kampf gegen Prokrastination erfordert nicht nur Disziplin, sondern auch die Bereitschaft, die eigenen Lernmethoden zu überdenken. Mit klaren Zielen, gezielten Strategien und der Aktivierung persönlicher Ressourcen kann jeder Lerner und jede Lernerin den Kreislauf des Aufschiebens durchbrechen.  

Lernen ist nicht nur Arbeit, sondern auch eine Fähigkeit, die erlernt werden kann. Der Weg dorthin beginnt mit dem ersten Schritt – und dieser Schritt liegt in der eigenen Hand.

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Dr. Stefan Schrumpf, Der Lerndoktor

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