Theologe für "konstruktiven Schulterschluss" von Politik und Kirche

Theologe für "konstruktiven Schulterschluss" von Politik und Kirche
Der Bonner Moraltheologe Jochen Sautermeister plädiert für eine konstruktive Haltung der Kirche zur Politik der künftigen Bundesregierung. "Die Kirchen wären nicht gut beraten, wenn sie ihre politische Aufgabe vornehmlich darin sähen, als kritisches Gegenüber zu Staat und Politik eine mahnende Haltung einzunehmen", schreibt Sautermeister im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montagsausgabe). Auch greife es nach Ansicht des Theologen zu kurz, "wenn sich die Kirchen in ihren politischen Äußerungen und Stellungnahmen darauf beschränken würden, den Staat an seine Aufgaben zu erinnern und kritisch auf Missstände hinzuweisen". Sautermeister nannte das Verhältnis von Politik und Kirche "zuletzt von sichtbaren Spannungen geprägt". Er erinnerte an die kritische Stellungnahme von katholischer und evangelischer Kirche zu den Vorstößen der Union in der Migrationspolitik in der Schlussphase des Wahlkampfs, auf die CDU und CSU mit brüsker Zurückweisung reagiert hatten. Ohne bürgerschaftliches Engagement und die breite Mitwirkung zivilgesellschaftlicher Akteure ließen sich die epochalen Herausforderungen nicht stemmen, vor denen Deutschland stehe, so Sautermeister.
"Das sollte Anlass genug sein, auch das Verhältnis von Politik und Kirche zu überdenken." Ein "konstruktiver Schulterschluss" von liberaler Demokratie und Kirche in Deutschland würde nach Sautermeisters Ansicht sowohl die liberale Demokratie als auch die Kirchen in ihrem gesellschaftlichen Auftrag stärken. Er schlug dazu eine "unterstützende Partnerschaft" vor, in der die Kirchen gemeinsam mit Politik und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren an konkreten Lösungen für die Förderung des sozialen Zusammenhalts und des Gemeinwohls mitwirken sollten. "Eine solche gesellschaftliche Ausrichtung und ein damit verbundenes kirchliches Selbstverständnis würde so manche binnenkirchliche Priorisierungsdebatte irritieren, die sich angesichts der unvermeidlichen Sparmaßnahmen auf ein vermeintlich pastorales Kerngeschäft fokussiert." Zugleich, so der Theologe, hätte das Angebot einer unterstützenden Partnerschaft auch Konsequenzen für die politischen Akteure und ihr Verhältnis zu den Kirchen. "Politik müsste den Kirchen als gesellschaftlichen Akteuren auf Augenhöhe begegnen und als Partner anerkennen, die Mitverantwortung für das Gemeinwohl übernehmen."