Toni Leistner schlich durch die Interview-Zone. Fabian Reese drehte sich noch einmal um und verschwand in den Katakomben. Der Frust über das 1:2 (0:1) gegen Schalke 04 war Routinier und Leistungsträger von Hertha BSC anzusehen. Eine maximal unnötige Niederlage gegen eine keineswegs übermächtigen Gegner stürzte die Berliner in neue Zweifel.
«Schmerzhaft» nannte Geschäftsführer Thomas E. Herrich den nächsten Nackenschlag im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga. «Wir müssen ins Punkten kommen», forderte Sportdirektor Benjamin Weber. Binsenweisheiten, Durchhalteparolen in einer unverändert schwierigen Lage.
Trainer Stefan Leitl saß mit versteinerter Miene auf dem Pressepodium und nahm auch den Kommentar von Gästecoach Kees van Wonderen ohne Regung zur Kenntnis. «Wir haben Glück gehabt», konstatierte der Schalke-Trainer. Das stimmte absolut, denn die Hertha hätte nach einer desaströsen ersten Halbzeit im zweiten Abschnitt bei einer Vielzahl von Chancen das Spiel drehen müssen.
Nur Siege helfen weiter
«Das war okay», beschrieb Leitl die Leistungssteigerung. Man habe gezeigt, wozu man in der Lage sei. Aber: «Wir brauchen Siege und kein Okay», schob der nach drei Spielen mit der Hertha weiter sieglose Trainer hinterher. In Summe sind es für die Berliner sieben Spiele ohne Sieg, der Abstand zu den Abstiegsplätzen bleibt bedrohlich knapp. Der nächste Gegner heißt Eintracht Braunschweig und nimmt, Stand jetzt, Platz 16 ein.
Tomas Kalas (27. Minute) und Kenan Karaman (55./Foulelfmeter) trafen für Schalke, jeweils nach ungewollt freundlicher Einladung der Berliner, für die Fabian Reese (51.) vor 70.159 Zuschauern kurzzeitig ausglich. Besonders das unnötige Passspiel vor dem Elfmeterfoul von Ibrahim Maza ärgerte Leitl.
«Wir haben drei freie Füße und kommen wieder ins Klein-Klein. Das ist eine Situation, die spielt man nicht in der Situation, in der wir uns befinden. Wir bestrafen uns selbst», monierte der 47-Jährige.
Neues System funktioniert nicht sofort
Stabilität. Das war das Wort, das Leitl zur Maßgabe gemacht hatte. Routinier Toni Leistner rückte in die Startelf und ins Zentrum einer Abwehr-Dreierkette. Mit einer seiner ersten Aktionen verursachte der 34-Jährige unbedrängt einen Eckball. Eine Szene mit Symbolcharakter für eine verunsicherte Hertha-Elf, die mit dem 3-3-2-2-System von Leitl lange wenig anfangen konnte.
Als Torwart Tjark Ernst bei einem Eckball ins Leere griff, war Kalas konsequent zur Stelle. Die Hertha-Antwort: Verunsicherung. Auch Reese war ungewohnt fahrig. Als der Offensivmann doch zu einer seiner sonst gefürchteten Flanken kam, köpfte Deyovaisio Zeefuik (40.) unbegrenzt am leeren Tor vorbei. Einen Funken Hoffnung gab den Berlinern die Leistungssteigerung nach dem Seitenwechsel. Jetzt stimmten Wucht und Einsatz. Reese traf ins kurze Eck, doch nur wenige Minuten später folgte der Strafstoß, den Karaman verwandelte. Chancen zum Ausgleich hatten die Berliner anschließend noch in Fülle.