Mehrere SPD-Politiker haben die neue Debatte um die Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz (SPD) kritisiert. "Diese Debatte ist ein mediales Luftschloss, weil es Spannung verspricht", sagte der Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe).
Die Realität sei aber, dass der Bundeskanzler noch viel mit diesem Land vorhabe. "Seine Pläne wird er den Menschen präsentieren und damit um die Wiederwahl werben", fügte das Parteivorstandsmitglied hinzu.
Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner sieht ebenfalls keinen Grund, an der Eignung von Scholz als Kanzlerkandidat zu zweifeln.
Scholz werde "mit Kompetenz und Erfahrung zeigen, dass er genau der Richtige ist, um Deutschland in die Zukunft zu führen und dabei sozialen Zusammenhalt zu garantieren und zugleich die innen- und außenpolitischen Herausforderungen zu bewältigen", sagte Stegner der Zeitung.
Angesichts der schlechten Umfragewerte für Scholz und die SPD hatten sich zuvor mehrere Sozialdemokraten dafür ausgesprochen, Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zum Kanzlerkandidaten zu machen. Der Berliner Politikwissenschaftler Gero Neugebauer sieht die Forderungen skeptisch. Scholz werde nur dann nicht antreten, wenn er die Entscheidung selbst treffe, sagte er dem "Handelsblatt".
Gegen einen neuen Kandidaten spreche zudem die "verdammt kurze Zeit" bis zur Neuwahl im Februar. Es müsse immerhin eine Kampagne zur Mobilisierung der Anhängerschaft organisiert werden. "Da setzt man sich nicht noch einem Nominierungsprozess für einen Kanzlerkandidaten aus, wenn man einen hat", so Neugebauer.