Eine Abstimmung über Widerspruchslösung bei der Organspende wird es vor der Wahl nicht mehr geben. "Es ist frustrierend, dass parteitaktisches Kalkül in Hinblick auf die Bundestagswahlen bei diesem so wichtigen Thema über das Interesse der Betroffenen gestellt wird", sagte die SPD-Abgeordnete Tina Rudolph von der interfraktionellen Gruppe, die einen entsprechenden Gesetzentwurf eingebracht hat, dem "Spiegel".
Sie wirft CDU und FDP eine Verzögerungstaktik vor. Es habe auch Unterstützer bei FDP und Union für den im Juni 2024 vorgelegten Entwurf gegeben.
"Vorzugeben, man hätte keine ausreichende Zeit, klingt wie Hohn, angesichts der Tatsache, dass es die Betroffenen sind, die tatsächlich keine Zeit haben", sagte Rudolph.
Der Grünen-Politiker Armin Grau will das Thema in der nächsten Legislatur rasch wieder aufgreifen. "Der Wahlkampf, der seit gestern besonders aufgeheizt ist, lässt eine sachgerechte öffentliche Debatte leider nicht mehr zu", sagte er dem Nachrichtenmagazin. Rund 8.000 Menschen warteten in Deutschland auf ein Spenderorgan, im Jahr 2024 spendeten aber nur 953 Personen. "Täglich sterben zwei bis drei Menschen von der Warteliste", so Grau.
In Deutschland gilt: Wer Organe spenden will, muss die Bereitschaft dazu dokumentieren. Die Widerspruchsregelung würde das Prinzip umdrehen. Wer nicht spenden will, müsste aktiv widersprechen.