Neue Regeln für Übergang aufs Gymnasium in der Kritik

Foto von Elisa Schu/dpa

Die Kritik an den neuen Regeln zum Übergang aufs Gymnasium reißt nicht ab. Die bisherigen Ergebnisse von den Probetagen für Schüler ohne Gymnasialempfehlung heizen die Diskussion erneut an. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin kritisierte, die neue Regelung verstärke die Auslese beim Übergang aufs Gymnasium. 

«Viele Kinder erhalten nun keinen Zugang zum Gymnasium», sagte die Berliner GEW-Vorsitzende Martina Regulin. Die Schulgesetzänderung stärke die Gymnasien als elitäre Bildungseinrichtung.

«Da schulische Leistung besonders stark von der sozialen Herkunft von Kindern abhängt, kommt es beim Übergang an die weiterführende Schule de facto zu einer Aufteilung nach sozialer Herkunft», so Regulin. «Die Förderung aller Kinder in der erweiterten Schule muss im Vordergrund stehen.» Notwendig seien Reformen hin zu längerem gemeinsamen Lernen und zu echter Inklusion.

Grüne kritisieren neue Regelung als schwerwiegenden Fehler

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Marianne Burkert-Eulitz, sieht die neue Regelung ebenfalls skeptisch. «Die Einführung des Probeunterrichts als Zugangsvoraussetzung für das Gymnasium war ein schwerwiegender Fehler», sagte sie. 

«Nur 2,6 Prozent der Kinder haben bestanden – das ist ein klarer Beleg für eine verfehlte Bildungspolitik.» Die Politik der CDU-geführten Bildungsverwaltung verstärke soziale Ungleichheit, statt allen Kindern faire Bildungschancen zu ermöglichen. 

«Während Gymnasien bevorteilt werden, stehen Integrierte Sekundarschulen unter wachsendem Druck – mehr Schülerinnen und Schüler, aber weniger Ressourcen», so die Grünen-Politikerin. «Das ist ungerecht und nicht hinnehmbar. Die CDU muss diesen gescheiterten Versuch rückgängig machen.»

FDP-Landesvorsitzender Christoph Meyer kritisierte, die Ergebnisse beim Probeunterricht seien ein Armutszeugnis für den Senat und die Bildungsverwaltung. «Jahrelange ideologische Experimente haben unser Schulsystem an die Wand gefahren.» Die Leidtragenden seien die Kinder. «Statt Leistungsstandards abzusenken, braucht es endlich echte Reformen: mehr Autonomie für Schulen, bessere Ausstattung, mehr Lehrpersonal und gezielte Förderung.»

Strengere Vorgaben für den Notendurchschnitt 

Laut der Bildungsverwaltung haben nur wenige Kinder einen ersten Durchlauf des Probeunterrichts für Schüler ohne Gymnasialempfehlung bestanden. Demnach konnten gerade 2,6 Prozent der 1.937 Teilnehmer ihre Eignung nachweisen und dürfen sich damit zum kommenden Schuljahr an einem Gymnasium anmelden. 

Angehende Siebtklässler bekommen nach dem Willen von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) nur bei einer Durchschnittsnote bis 2,2 eine Empfehlung für das Gymnasium und ab 2,3 eine für eine Integrierte Sekundarschule oder Gemeinschaftsschule.

Grundsätzlich galt das auch bisher. Schulen hatten bei einem Notenschnitt von 2,3 bis 2,7 aber noch Ermessensspielraum für eine Gymnasialempfehlung. Schüler, deren Eltern trotz nicht ausreichender Noten auf einem Besuch des Gymnasiums bestanden, konnten dort ein Probejahr absolvieren. Dieses Modell wird nun durch den Probeunterricht abgelöst.