VBKI Business-Frühstück mit VONOVIA-CEO Rolf Buch
Einen Tag vor der formalen Integration der Deutsche Wohnen in den DAX-Konzern VONOVIA forderte deren Vorstandsvorsitzender Rolf Buch von der neuen Bundesregierung die sofortige Umsetzung der vorhandenen Erkenntnisse zur Lösung der Wohnungsnot. Wenn dieses drängende gesellschaftliche Problem nicht endlich gelöst werde, werde es bei den Wahlen 2029 einen AfD-Bundeskanzler geben. Buch forderte eine Entbürokratisierung der Baugesetze und die klare Prioritätensetzung für Wohnungsbau vor Artenschutzfragen oder Enteignungsdebatten. Rolf Buch: „Wir haben in diesem Land kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem.“ Die Politik müsste beim Frühindikator Baugenehmigungen erkennen, dass zu wenig passiere. Buch: „Aber trotz 20 Prozent geringerer Fertigstellungszahlen reagiert der Staat nicht. Es muss mal eine Grundsatzentscheidung getroffen werden: Wollen wir Wohnraum oder wollen wir keinen.“
Die hohen Mieten führte der Konzernchef auf das hohe Zinsniveau zurück, das wiederum resultiere aus der Verunsicherung der Banken durch Debatten um Enteignung und Mietpreisbremse und Überregulierung. Buch weiter: „Nach Jahrzehnten erfolgreicher Demokratie in Deutschland schadet die Enteignungsdebatte dem Wirtschaftsstandort. Die täglichen Schreckensmeldungen der Parteiführung der SPD und der Grünen führen zu negativen Markteinschätzungen. Und daraus resultiert ein schlechtes Scoring bei den Banken“. Wenn diese Verunsicherung der Investoren und Banken aufhöre, führten Zinssenkungen auch zu Mietsenkungen.
Der Immobilienmanager reklamierte, dass die Immobilienwirtschaft bei der Bundesregierung kein Standing habe, obwohl sie mit über 730 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung beitrage, was fast 20 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung Deutschlands ausmache. Auch bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigen rangiert die Immobilienwirtschaft laut Buch mit 3,5 Millionen signifikant vor der Automobilindustrie mit 780.000 Personen. Obwohl die Immobilienwirtschaft sowohl im Umsatz als auch bei den Beschäftigten die Automobilindustrie deutlich übertreffe, stehe die wirtschaftliche Bedeutung in der Wahrnehmung im Schatten der Politik. Diese Ignoranz müsse sich ändern, so Buch.
In der nächsten Legislaturperiode erwartet Buch keine Stärkung der Förderung von Wohnungsbau durch Subventionsprogramme. Die Einflussfaktoren seien demnach die Zinsen und die Baukosten. Rolf Buch: „Die Vonovia weiß seit 100 Jahren, wie man Häuser baut. Es ist der Irrsinn von Restriktionen aus der Bauordnung und DIN-Normen, die die Kosten treiben.“ Dies wiederum beeinflusse die Mietpreise. Die Vonovia habe das klare Ziel formuliert, die Baukosten auf 3.500 EUR pro Quadratmeter zurückzufahren. Nur dann könne man den Mietern bezahlbaren Wohnraum anbieten.
Lob für das Schneller-Wohnen-Gesetz des Berliner Senats
Einen guten Schritt sieht er im Schneller-Bauen-Gesetz des Berliner Wegner-Senats. Die Mietpreisbremse zu fordern, halte er für problematisch. Sinnvoller wäre es, diese zu modifizieren, damit auch wirklich bedürftige Mieter günstigen Wohnraum erhielten und nicht die Besserverdienenden, die durch die gegenwärtige Regelung ebenfalls davon profitierten. Buch forderte einen konsequenten Mieterschutz für bedürftige Gruppen. Die Vonovia habe eine Durchschnittsmiete von 7,70 EUR und ein Härtefallmanagement, das historisch betrachtet konstant zurückgehe und aktuell so niedrig wie noch nie sei. Allerdings liege die Zahl der Bewerbungen auf eine inserierte Wohnung bei 800, was die verschärfte Situation am Mietmarkt reflektiere.
Die rund 100 Kaufleute, darunter viele Vertreter der Immobilienwirtschaft, zeigten sich beeindruckt von den analytisch-klaren und kritischen Worten des Vonovia-Chefs und bestätigten in der Diskussion die aufgezeigten Probleme mit der aktuellen Bundesregierung, die sich selbst bei der Umsetzung der Koalitionsziele im Wege steht, wie das Beispiel der Minister Geywitz und Habeck deutlich machte, die bei der Energetischen Sanierung im Bauministerium sinnvolle Vorhaben beschließen, die dann im Habeck-Ministerium „kaputt gemacht werden“. Teilnehmer waren u. a.:
Dr. Simon Kempf (PERISKOP), Steffen Jüstel (ZEITGEIST), Wirtschaftssenator a. D. Wolfgang Branoner, Notar Dr. Gereon Windelen, Christian Lohoff (BERLING Ingenieurgesellschaft), VBKI-Geschäftsführerin Ute Weiland, VBKI-Vizepräsident Christian Kloevekorn, Kommunikationsunternehmer Frank Schmeichel (Business Network), Christian Schulz-Wulkow (VBKI-Immobilienausschuss), Ulrich Misgeld (Below Tippmann), Dr. Robert Philipp (Meyer-Oltmanns & CIE.), Christoph Roschinsky (Bankhaus Metzler), Dr. Klara Bothe (POELLATH+), Philipp Braschel (KAURI CAB Group), Bernd Neuendorf (ZEITGEIST).