Martin Kind beim Tegeler Gespräch: Führung, Verantwortung und wirtschaftlicher Realitätssinn

Dirk Steffel, Vorsitzender des Tegeler Gespräche e.V.; Martin Kind, Eigentümer der Kind-Gruppe; Frank Schmeichel, Verleger der BERLINboxx; Sebastian Czaja, Mitglied des Bundesvorstands der FDP; Detlef Dzembritzki, Bundesvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen DGVN (v.l.n.r) | Gaby Bär, Bär-Consulting

Beim 76. Tegeler Gespräch sprach Unternehmer Martin Kind über wirtschaftliche Vernunft in Zeiten politischer Zerreißproben. Eingeladen von Dirk Steffel, dem Vorsitzenden des Tegeler Gespräche e.V., moderiert von Kommunikationsexperten Frank Schmeichel, lieferte der langjährige Geschäftsführer der Kind-Gruppe – einem Unternehmen aus der Hörgeräte-Branche mit über 3.500 Mitarbeitenden – eine eindrucksvolle Mischung aus Klartext und Erfahrungsschatz.

Martin Kind steht wie kaum ein anderer für den unternehmerischen Mittelstand in Deutschland: pragmatisch, wachstumsorientiert, wertstabil. Sein Erfolgsrezept? Verlässliche Prinzipien, klare Ansagen und unternehmerische Konsequenz. „Ich habe nie etwas von meinen Mitarbeitenden verlangt, was ich nicht selbst bereit war zu leisten“, so Kind. Das sei auch heute noch ein Führungsprinzip.

Wirtschaftlich formulierte er klare Erwartungen an die Politik: Weniger kleinteilige Symbolpolitik, mehr Substanz. Deutschland brauche nicht noch mehr Diskussionen, sondern gezielte Prioritäten – etwa im Bereich Innovation, Fachkräfte und internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Der Staat müsse sich endlich wieder als Partner der Wirtschaft verstehen, nicht als Bremser. Besonders betonte er die Rolle Europas: „Wir brauchen die Vereinigten Staaten von Europa – und zwar aus ökonomischer Notwendigkeit.“

Er sprach sich zudem für eine echte wirtschaftspolitische Zeitenwende aus: Wer Wachstum wolle, müsse investieren – in Bildung, Infrastruktur, digitale Leistungsfähigkeit. Eine klare Linie, auch gegenüber dem eigenen Lager: „Wachstum ist kein Automatismus, sondern Ergebnis kluger Entscheidungen.“

Im zweiten Teil des Abends kam auch seine Rolle bei Hannover 96 zur Sprache – jenem Verein, den er vor 30 Jahren vor der Insolvenz rettete. Auch hier blieb er seiner Linie treu: Sportlicher Erfolg beginnt mit wirtschaftlicher und struktureller Klarheit. Dass im Profifußball oft nicht wirtschaftlich, sondern emotional entschieden werde, kritisierte Kind offen.

Als ihn ein ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter auf die ungelöste Pyrotechnik-Debatte ansprach, blieb Kind realistisch: „Wenn wir die Lösung hätten, wäre sie längst umgesetzt.“

Sein Fazit des Abends: nüchtern, pointiert, unbequem – ganz Kind:

„Wer entscheiden muss, muss nicht geliebt werden.“

Kontaktinformationen


Firma:

BERLINboxx

Werbung
Werbung