Die Landstreitkräfte der Bundeswehr sind nicht besser gerüstet als zu Beginn des Ukrainekrieges. "Es geht uns heute materiell nicht wesentlich besser als im Februar 2022", sagte der Inspekteur des Heeres, Alfons Mais, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwochausgabe).
Das liege daran, dass man insbesondere in den Jahren 2022 und 2023 vieles an die Ukraine abgegeben habe, noch bevor die Industrie hochgefahren wurde. Ersatz für die abgegebenen Waffensysteme sei zwar nachbestellt.
"Aber die sind eben noch nicht ausgeliefert." Bis das Gerät tatsächlich ankommt, "müssen wir uns noch ein bisschen gedulden, weil die Industrie das ja erst mal produzieren muss", so Mais. Bislang seien das nur unterschriebene Verträge und Bestellungen. "Die Unterschrift generiert leider noch keine heute sofort auf dem Kasernenhof stehende Fähigkeit."
Mais begrüßt die zusätzlichen Finanzmittel, die mit der Lockerung der Schuldenbremse auf die Truppe zukommen könnten. Das ermögliche, "sich der Modernisierung, Digitalisierung und den neuen Erkenntnissen aus dem Ukrainekrieg noch intensiver zu widmen".
Der Chef des Heeres nennt drei Prioritäten für die Landstreitkräfte. Zunächst gehe es darum, die Digitalisierung voranzutreiben. Das reiche von neuen Funkgeräten über moderne, hochmobile Gefechtsstände bis hin zu Kommunikationsnetzen für ein modernes Gefechtsfeld.
Als Zweites soll die "Fähigkeitslücke" bei der Drohnenabwehr geschlossen und die Heeresflugabwehr neuaufgestellt werden. Laut Mais will sich das Heer künftig mit den Luftverteidigungssystemen IRIS-T SLS und dem Skyranger 30 von Rheinmetall rüsten. "Aktuell haben wir diese Systeme noch nicht." IRIS-T SLS wurde noch nicht bestellt, auf die Serienauslieferung von Skyranger werde man noch mindestens ein Jahr warten müssen, so Mais. "Damit werden wir unsere Heeresflugabwehr, die wir in diesem Herbst beginnend aufstellen, ausstatten."
Als dritte Priorität nennt Mais die Fähigkeit, "Wirkung in der Tiefe" zu erzielen, über weitreichende Artillerie oder Kampfdrohnen. Der Heeresinspekteur wünscht sich für die Landstreitkräfte "loitering munition", bekannt als sogenannte Kamikazedrohnen. "Wenn unser Heer auf dem modernen Gefechtsfeld bestehen will, werden auch wir die gesamte Palette drohnengestützter Fähigkeiten brauchen." Bislang verfügt das Heer nur über Aufklärungsdrohnen. Das reiche heutzutage aber nicht mehr aus, sagte Mais. Die Bundeswehr sei bei der Elektronik, KI, Steuerbarkeit und dem Einsatz von Drohnenschwärmen hinterher.