Die frühere Terroristin Silke Maier-Witt kann die Heroisierung der lange im Untergrund lebenden RAF-Mitglieder Daniela Klette, Wolfgang Staub und Burghard Garweg in manchen linken Kreisen nicht verstehen.
"Die leben jahrelang wie ganz gewöhnliche Kriminelle - und stellen sich in eine Reihe mit allen großen Revolutionären dieser Welt", sagte die heute 75-Jährige der "Süddeutschen Zeitung". Anlässlich des Erscheinens ihres Buches "Ich dachte, bis dahin sei ich tot" sprach die RAF-Aussteigerin in der SZ mit Jörg Schleyer, dem jüngsten Sohn des 1977 von der RAF nach sechs Wochen Geiselhaft ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer.
Dem versetzten die "Solidaritätsdemonstrationen, die es nach der Verhaftung von Klette" gab, "einen Stich ins Herz". Maier-Witt, die nach der Ermordung Schleyers am 18. Oktober 1977 nach eigener Aussage die "widerliche Erklärung von uns an die Medien" weitergegeben hat, "ist und war die einzige aus der RAF, die sich bisher entschuldigt hat", so Schleyer.
Das finde er bemerkenswert, deshalb rede er mit ihr. Abgehakt ist für ihn die Vergangenheit aber nicht: "Vergeben, verzeihen und vergessen, das ist nicht alles dasselbe."
Maier-Witt spricht in dem Buch und in der SZ über ihren Weg in den Terrorismus, ihr Leben unter falscher Identität nach dem RAF-Ausstieg in der DDR und die Schwierigkeiten des Neuanfangs danach - aber auch über die Sinnlosigkeit politischer Gewalt: "Wenn man Menschen umbringt, dann verändert man nur seine eigene Welt, belegt sie mit Schuld. Verbessern aber tut man gar nichts."