Eines machte der erste Berlin Partner Talk 2025 zum Thema „Mobilität der Zukunft - Vernetzung ist die Lösung“ deutlich: Unter den fünf technologieorientierten und kreativen Clustern Berlins ist der Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik von höchster Professionalität gekennzeichnet - und mit über 100 Unternehmen im Mobilitätsbereich breit aufgestellt, so Berlin Partner-Geschäftsführer Dr. Stefan Franzke. Deutlich wurde auch: Berlin Partner als Wirtschaftsförderung des Landes versteht es, die Partner der Mobilitätswende aus Gesellschaft, Forschung, Politik und Industrie zum Dialog zusammenzubringen und so die Klammer zu bilden zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Industrie und Start-ups.
Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn und Gastgeber des Abends, wies in seinem Begrüßungsstatement auf den Charakter Berlins als Bahnstadt hin. Die Deutsche Bahn als größter Arbeitgeber in Berlin sieht die Eisenbahn als altes Verkehrsmittel mit Zukunft. Zentrale Aufgabe sei die Automatisierung der Bahn, eine Herausforderung in finanziell und politisch schwierigen Zeiten.
Verkehrssenatorin Ute Bonde betonte, dass eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur ein entscheidender Faktor für eine funktionierende Wirtschaft sei. Berlin sei zwar gut aufgestellt, dürfe jedoch nicht den Anschluss an die Entwicklung der Digitalisierung und KI verpassen. Auch die Verkehrssituation zeige einen hohen Nachholbedarf bei der Sanierung der Verkehrsinfrastruktur. Berlin habe das beste ÖPNV-Netz in Deutschland mit mehr als 1,6 Milliarden Fahrgästen im Vorjahr. Die Antwort auf die wachsenden Anforderungen können nur Netzentwicklung und Innovationen sein, so Bonde. Einig war sie sich mit Alexander Kaczmarek darüber, dass nur gemeinsam und vernetzt die Herausforderungen der Digitalisierung bewältigt werden können.
Der Berliner Senat verfolge eine umfassende Strategie zur Mobilitätswende, die auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation abziele. Ein zentrales Element dieser Vision ist der Stadtentwicklungsplan Mobilität und Verkehr, der als strategischer Handlungsrahmen bis 2030 dient. Die Mobilitätsstrategie stelle den Ausbau des ÖPNV in den Mittelpunkt, ohne private Autofahrer zu benachteiligen, betonte die Senatorin. Dabei kommt dem Projekt i2030 - mehr Schiene für Berlin und Brandenburg besondere Bedeutung zu: Die Länder Berlin und Brandenburg sowie die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) planen zusammen den Schienenausbau in der Hauptstadtregion. Mit neuen Gleisen und modernen Bahnhöfen sollen so in den kommenden Jahren mehr Angebote für Fahrgäste geschaffen werden.
Der Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Henrik Falk, machte sich für Mobilitätsketten stark, die die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen berücksichtigen. Verzichten sie doch freiwillig nur dann auf ihr Auto, wenn es gute Alternativen gäbe, so Falk. Dabei setzt der Manager auf Sharing-Modelle, die auch die Außengebiete umfassen müssen. Die BVG arbeitet hierbei eng mit Hamburg zusammen und entwickelt eine gemeinsame App mit umfassenden Mobilitätsangeboten und Echtzeitdaten. Falk: „Beide Städte in einer App, das ist unser Ziel, das bei Erfolg auf ganz Deutschland ausgedehnt werden kann.“ Die Themen Bike and Ride, Barrierefreiheit, Radverkehrsprojekte und Fahrradparkhäuser seien für den Erfolg wichtig. Auch der BVG-Chef setzt auf Digitalisierung und Automatisierung, um den Nahverkehr der Zukunft zu gestalten. Eine große Hoffnung für mehr Effizienz und Leistung liege in der Automatisierung. Mit dem Einsatz neuer Technologien könne die BVG ihre Kapazitäten um bis zu 30 Prozent steigern. Von großer Bedeutung sei das Thema autonomes Fahren. KI werde den öffentlichen Nahverkehr radikal verändern, prognostizierte Falk. Von Intelligenter Routenplanung bis hin zur Steuerung autonomer Fahrzeuge – hier entstehe eine neue Dimension der Effizienz. Umso wichtiger seien Kooperationen und Partnerschaften mit der Wirtschaft und Industrie.
Für den Ausbau von Rechenzentren, um den Energiebedarf für KI-Anwendungen und Digitalisierung abzudecken, plädierte Dr. Jennifer Pernau, Senior Manager Government Affairs Microsoft Deutschland. KI ermögliche effizientere Prozesse und helfe zudem, Millionen Tonnen CO2 einzusparen. Einer aktuellen Studie des Branchenverbandes Bitkom zufolge kann der jährliche CO2-Ausstoß in Deutschland 2030 um rund 73 Millionen reduziert werden, sofern die Digitalisierung beschleunigt wird. Neben KI-gesteuerten automatisierten Prozessen in der Industrie gehe es vor allem um intelligente Stromnetze, die Stromerzeugung und Verbrauch präzise steuern können, ebenso wie intelligente Steuer- und Messgeräte für den Energieverbrauch und smarte Lösungen für Verkehrssysteme. Auch dabei, so Dr. Pernau, sei eine Vernetzung aller an den Wirtschaftsprozessen beteiligten Partner zwingend erforderlich. Prof. Dr. Michael Ortgiese vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) empfahl, sich bei der Vielzahl von Teilprojekten auf Kernprojekte zu konzentrieren und mahnte zugleich eine integrierte Mobilitätslösung an.