Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) kritisiert die Debatte in Deutschland zur Rückkehr syrischer Flüchtlinge nach Syrien scharf. "Wer so kurz nach einem Umsturz schon über Rückführungen fantasiert, verhält sich entweder ahnungslos oder unanständig", sagte sie der "Rheinischen Post".
"Syrien ist immer noch ein Land, das am Boden liegt. Wie sollen Familien jetzt über eine Rückkehr nachdenken, wenn sie nicht sicher sein können, ob sie verfolgt werden, ob es Strom, ob es Wasser, ob es eine Schule, ob es Jobs gibt, ob man überhaupt in sein Haus oder seine Wohnung zurückkehren kann?" Wer Rückkehr ermöglichen wolle, müsse zunächst alles tun, damit Syrien stabil und sicher werde.
"Und für die Stabilität des Landes wäre es fatal, wenn zu viele Menschen zu früh zur Rückkehr gezwungen würden und dann im Land versorgt werden müssten."
Schulze sagte zugleich: "Auch aus der deutschen Sicht finde ich viele Forderungen nicht differenziert genug." Sie denke an die rund 6.000 Mediziner mit syrischem Pass in Deutschland, an etwa 3.700 Altenpflegekräfte, an 17.000 Syrer, die bei uns Busse oder Lkw fahren. "Wenn die alle gehen würden, hätten wir auch hierzulande ein Problem. Wer hier gut integriert ist, der sollte nicht nur bei uns bleiben können, sondern wir sollten sehr dafür werben, dass diese wichtigen Fachkräfte mit ihren Familien sich weiterhin für Deutschland entscheiden."
"Im Übrigen kann man auch von Deutschland aus beim Wiederaufbau Syriens mithelfen: Syrischstämmige Ärzte aus Deutschland könnten für einige Wochen ihre Kollegen in Syrien fortbilden und ihre Expertise für den Aufbau des Gesundheitssystems einbringen." Man mache das bereits mit der Ukraine und anderen Ländern. "Solche Partnerschaften könnte ich mir auch mit Syrien vorstellen", sagte Schulze.