Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat einen höheren Krankenkassenbeitrag oder eine Praxisgebühr für Patienten gefordert, die weiterhin völlig frei ihre Ärzte wählen wollen. Künftig sollten sich die Patienten bei einer Hausarztpraxis einschreiben, die dann die Koordinierung der Weiterbehandlung übernehme, also auch Überweisungen zu Fachärzten, sagte Reinhardt dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Freitagausgaben). Bei bestimmten chronischen Erkrankungen könne die Koordination der Behandlung auch ein Facharzt übernehmen.
Damit das Modell genutzt werde, seien finanzielle Anreize nötig, "zum Beispiel über einen günstigeren Krankenkassenbeitrag für diejenigen, die sich in so ein Modell einschreiben", so Reinhardt.
"Wer weiterhin den ungesteuerten Zugang zum Gesundheitswesen haben will, zahlt dann auch etwas mehr. Denn er verursacht ja auch höhere Kosten", so der Verbandspräsident. "Denkbar ist auch, dass ein über die Kassen abzurechnender Betrag von zehn oder 20 Euro fällig wird, wenn Patienten den vereinbarten Behandlungspfad verlassen und doch noch einen zweiten Facharzt oder einen weiteren Hausarzt aufsucht", schlug Reinhardt vor.
Er verwies auf Erhebungen, nach denen Patienten in bestimmten Regionen im Schnitt 1,5 Hausärzte hätten. "Also jeder Zweite hatte einen zweiten Hausarzt, die voneinander in der Regel nichts wissen. So etwas können wir uns vor dem Hintergrund der zunehmenden Personalnot und steigender Kosten nicht mehr leisten", mahnte Reinhardt. Deutschland leiste sich "als eines der wenigen Länder weltweit" ein Gesundheitssystem, in dem mit den Patienten maßgeblich diejenigen die Behandlungen steuerten, von denen dies am wenigsten verlangt werden könne.