Hildegard Knef ist unvergessen. Ende des Jahres jährt sich der Geburtstag der Filmlegende («Die Sünderin») zum 100. Mal - doch schon vorher wird die 2002 mit 76 Jahren gestorbene Musik-Diva im deutschsprachigen Raum geehrt und gefeiert. Im April startet auch eine neue Doku im Kino.
Die Knef, das ist die Frau, die für Aufbruch im prüden Nachkriegsdeutschland stand. In den 60ern feierte sie als «größte Sängerin der Welt ohne Stimme» (Ella Fitzgerald) Platten- und Tournee-Triumphe.
Chansonnier Tim Fischer (51) bringt jetzt seine neue Show «Fischer singt Hildegard Knef - Na und» auf diverse Bühnen. Dabei sei er natürlich mit blonder Mähne und den berühmten Wimpern ausgestattet, sagt der Künstler. Schon 2010 hatte er einen Chanson-Abend «Tim Fischer singt ein Knef-Konzert» gemacht. Mit der neuen Knef-Show sind nach der Station Berlin (bis 16.3.) auch Auftritte in Düsseldorf, Dresden, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, München, Köln, Leipzig und Bonn geplant. Auch Luxemburg und Wien stehen auf der Tour-Liste.
Hildegards erfundene Schwester Irmgard
Kleinkunstkollege Ulrich Michael Heissig (60) tritt seit Jahren als Hildegards erfundene Schwester Irmgard auf. Die zelebriert ihren runden Geburtstag im Programm «Noch da! 100 Jahr, blondes Haar». «Seit 25 Jahren gibt es im deutschen Chanson-Kabarett die fiktive Zwillingsschwester von Hildegard: Irmgard Knef», sagt Heissig. «Auch sie wird 100 und erinnert "knefesk" an den Geist, Humor und die Weltsicht Mut in mittlerweile zwölf Solo-Programmen.»
Er tourt durch viele Städte wie Düsseldorf und Mannheim, tritt auch in Österreich (Wien) und der Schweiz auf (Bern, St. Gallen). Am 28. Dezember, dem tatsächlichen Geburtstag der Knef (sowie zusätzlich am 30.12.), ist ein besonderes Programm in der Berliner «Bar jeder Vernunft» geplant: «100 Jahre Knef - Happy Birthday - wie im Himmel so auf Erden! Irmgard feiert Hilde!».
Leben wie auf einer Achterbahn
Die echte Knef - 1925 geboren in Ulm, aber als Kleinkind schon nach Berlin gekommen - führte ein Leben wie auf einer Achterbahn zwischen Berlin, Broadway und Hollywood. Sie hatte mindestens drei Karrieren - und zwar als Schauspielerin («Die Mörder sind unter uns»), Chansonsängerin («Für mich soll’s rote Rosen regnen») und Bestsellerautorin («Der geschenkte Gaul»).
Tim Fischer betont zu seinem Programm: «Ich lasse der Knef, die eben auch optisch einen ganz eigenen Stil prägte, in diesem Konzertabend den absoluten Vortritt.» Er stelle sich selbst «mit großem Vergnügen einen Schritt hinter sie», trage extra geschneiderte Kostüme, «wie sie Hilde bei ihren Tourneen, in ihrer absoluten Hoch-Zeit, den späten 60er- und 70er-Jahren trug».
Symbiose von Autorin und Komponist
Am besten finde er Knefs Texte mit den Vertonungen des österreichischen Komponisten Hans Hammerschmid (1930-2024). «Hier gehen Autorin und Komponist eine totale Symbiose ein. Die Message kommt so klar und schnörkellos rüber, dass es einen schlicht umhaut.» Lieder wie «Die Herren dieser Welt», «Eisblumen» und «Wieviel Menschen waren glücklich, dass Du gelebt» seien klug, transportierten große Emotionen und spiegelten viel von Hildes persönlicher Haltung wider.
Hildegard Knefs Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Zehlendorf, unweit von Willy Brandt. In Ulm gibt es einen Hildegard-Knef-Platz vor dem Congress Center, in Berlin am Fernbahnhof Berlin-Südkreuz im Stadtteil Schöneberg. Am 3. April soll die neue Doku «Ich will alles - Hildegard Knef» von Luzia Schmid im Kino starten. Der Film zeigt nach Angaben der Macher das Bild «einer hochbegabten, ehrgeizigen, lakonisch-scharfsinnigen Frau, die der Welt vorführte, wie man Ruhm und Niederlagen meistert».